Subseite

Elisabeth Kovacs hatte für die Positio zur Seligsprechung Karls I. unter anderem Hintergründe zum Giftgaseinsatz und zur Sixtus-Affäre geliefert. Die Karl I. zum Vorwurf gemachte Verantwortung für den Giftgaseinsatz bei der 12. Isonzo-Schlacht vom Oktober 1917 (“Caporetto”) müsse demnach im größeren Zusammenhang gesehen werden. Bei der 12. Isonzo-Schlacht waren auf Seite der Mittelmächte die Deutschen führend, zudem stehe heute fest, dass die Österreicher im Vergleich zu den Italienern in der “Gaskriegs-Technologie” unterlegen waren.

Im Hinblick auf die sogenannte “Sixtus-Affäre” wiederum hat sich laut Kovacs gezeigt, dass das von der deutschnationalen Propaganda im Ersten Weltkrieg als “Lüge” gebrandmarkte Verhalten Karls I. im Hinblick auf sein Dementi zur Existenz des Briefs als völlig normale diplomatische Usance für Geheimverhandlungen gesehen werden muss. Karl habe auch zu bedenken gehabt, dass ohne Dementi größte Gefahren drohten, u.a. der Einmarsch der deutschen Armeen in Böhmen und Mähren, hatte die Historikerin betont.

Im März bzw. Mai 1917 hatte Kaiser Karl in zwei geheimen Briefen an seinen Schwager Prinz Sixtus von Bourbon-Parma, belgischer Offizier und Bruder von Kaiserin Zita, seine Unterstützung der “gerechten französischen Zurückforderung Elsass-Lothringens” zugesagt. Die drei ostfranzösischen Departements mussten 1871 an das damals neu entstandene Deutsche Reich abgetreten werden. Sixtus und sein Bruder Xavier wurden ermächtigt, die Schriftstücke dem französischen Staatspräsidenten Raymond Poincaré zu zeigen. Der österreichisch-ungarische Außenminister Graf Ottokar Czernin hatte am 2. April 1918 vor dem Wiener Gemeinderat die Offensive im Westen verteidigt, weil – so Czernin – der französische Ministerpräsident Georges Clemenceau nicht friedensbereit sei. Diese Wertung veranlasste Clemenceau umgehend zur Veröffentlichung der geheimen “Sixtus-Briefe”, die zu einer schweren Erschütterung des Vertrauens in den Kaiser führten.

Kovacs wies hin, dass Czernin im Gegensatz zu seinen Behauptungen 1918 sehr wohl seine Zustimmung zu den geheimen Briefen gegeben hatte – sowohl mündlich als auch schriftlich. Der Außenminister hatte 1918 in teilweise gespielter Empörung von Verfassungsbruch wegen fehlender Gegenzeichnung gesprochen, weil Staatsbriefe des Kaisers vom Außenminister gegengezeichnet werden mussten. Czernins Ziel sei es gewesen, den jungen Kaiser, der 1916 nach dem Tod seines Großonkels Franz Joseph den Thron bestiegen hatte, zum Regierungsverzicht zu veranlassen, so Kovacs im politischen Teil der Positio.